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Probleme werbender Pet Shop Boys

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Interessante Ansichten zu Promotion haben die “Pet Shop Boys” jetzt im Interview mit der Presseagentur dpa zu Protokoll gegeben: Sie beklagen das Verschwinden von Musikshows im Fernsehen, über die in den 80er- und 90er-Jahren noch Musikanten sich und ihre Produkte vor üppigem Publikum hätten bewerben und damit vermarkten können. Da pflichte ich den “Jungs aus der Zoohandlung” bei und gehe dafür sogar in die 70er zurück: Ja, wo sind sie geblieben unsere geliebten, langjährigen Formate etwa im Zett-Dee-Eff wie “Hitparade” von Dieter Thomas Heck und “Disco” von Ilja Richter (“Licht aus! Whoom! Spot an! Jaaa…!”)?

Komisch, dass die gealterten “Boys” Neil Tennant (58) und Chris Lowe (53) diese Klage ausgerechnet anstimmen beim Bewerben ihres neuen Albums “Electric” (blasses Cover im unbewegten Bild links). Seltsam, dass ihnen womöglich erst jetzt auffällt, dass sich die Art und Weise wie Musik an Mann und Frau zu bringen sind, in den  vergangenen 30 Jahren verändert hat. Sagt bloß?! Und wo könnte das Erfolgsduo ersatzweise heute auf Sendung gehen dürfen? Fürs ZDF zu wild, für Viva zu mild? Kauft man den Mittfünfzigern überhaupt noch die buntbeleuchtete Hüpfmukke im Synthisound ab? Wahre Sätze wie in Stein gemeißelt gibt es allerdings auch zum Besten, das mit mehr als 100 Millionen verkauften Tonträgern (!) zu den meistverkauften Musikkünstlern weltweit zählende und damit das als erfolgreichstes Popduo in der Musikgeschichte Großbritanniens gefeierte Starensemble, dem jetzt vielleicht trotzdem wie durch ein Wunder langsam aber sicher das Geld ausgeht.

Neil Tennant vermittelt dpa zum Beispiel diese feine Weisheit: “Heute kann man nur noch ins Fernsehen, wenn man in eine Talkshow geht. Und da geht es nie um die Musik. Da erzählt man dann, wie man sich von seiner letzten Freundin getrennt hat oder dass man jetzt ein eigenes Mode-Label hat.” Tja, und da bei den “Pets” die Musik “das eigentliche Projekt” sei, gibt’s offensichtlich keine Einladungen in diese Talkshows. Und Chris Lowe ergänzt: “Es ist mittlerweile einfacher, als Koch ins Fernsehen zu kommen als als Musiker.”  Ins Feld geführt werde immer, “die jungen Leute gucken kein Fernsehen und ihr Zugang zur Musik ist der Computer. Aber ich glaube das nicht ganz”, analysiert er. “Das Massen-Fernsehen glaubt nicht an Musik”, klatscht ihn Neil Tennant wieder ab: “Obwohl es in jedem Werbefilm irgendeinen Popsong gibt, hat das Fernsehen selber keinen wirklichen Glauben in die Musik mehr.”

Oder fehlt es nur am Glauben hinsichtlich der Relevanz ihres Dance-Music-Stils? Genug Warnzeichen hätte schon der im Jahr 2009 bei den Brit-Awards an sie verliehene “Ehrenpreis” sein können, der oft “das Lebenswerk” auszeichnet und daher indirekt mit dem Sensemann droht. Ist also der Glanz der Kultband verblasst? Und wie ist zu werten, dass die PSB vor zwei Jahren von der Boygroup “Take That” nur noch als Vorband mit auf Tournee genommen wurden? Oder: Warum hat sich zuletzt das Duo nach 28 Jahren Zusammenarbeit von der Plattenfirma Parlphone getrennt? Das alles schreit nach Aufschrei wegen verlorengegangener Dynamik (hier wie einst im Bild).

Gekrönt wird das Gespräch durch Frage und Antwort zum Privatleben, das beide trotz Karriere geschafft hätten “verdeckt zu halten” (ein Übersetzungsfehler?). Tennart antwortet darauf mit diesem großartig einsichtigen Geständnis: “Wir haben da einfach kein Interesse dran. Das passt auch nicht zu unseren Persönlichkeiten. Ich glaube, die Pet Shop Boys hätten sehr viel erfolgreicher sein können, wenn wir sexy Typen wären, die über ihr Privatleben reden. Es ist schwer, Popmusik zu machen, wenn man dabei keinen Sex verkauft. Das ist einfach ein sehr wichtiger Teil von Popmusik.” Ich weiß zwar, was er meint, rüber kommt aber: Wir sind leider zwei Langeweiler. Und erfolgsverwöhnte Billionäre entwickeln naturgemäß den Hang, sehr satt, dadurch meist matt und schlachtreif schlapp zu werden wie ein vollgefressener Löwe. Aber bilden Sie sich doch einfach selbst eine Meinung, auch wenn ich mit dieser, entschuldigt PSB-Fans, langweiligen Plastikmusik nie das Geringste anfangen konnte:

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